Bericht aus dem „Kölner Stadtanzeiger“ (von Britta Havlicek)
Mehrheit des Stadtrats verlangt neue Stellungnahme der Bezirksregierung zur Bebauung des Belvedere-Parkplatzes
Brühl. Die Pläne des Vereins Sonderspaß, im ehemaligen Max-Ernst-Kabinett an der Bahnhofstraße am Belvedere-Parkplatz ein inklusives Kultur- und Begegnungszentrum einzurichten, sind auf Eis gelegt. Die Mehrheit im Stadtrat hatte die Forderung der FDP unterstützt, konkrete Aussagen der Bezirksregierung Köln einzuholen. Zum einen solle festgelegt werden, welche baulichen Möglichkeiten auf dem Belvedere-Grundstück als zulässig angesehen werden. Entsprechend einer solchen Maßgabe solle der Bürgermeister klären, ob die Ansiedlung eines Hotels auf dem Belvedere-Parkplatz noch möglich erscheine. Gegebenenfalls müsse festgehalten werden, welche alternative bauliche Nutzung auf dem Gelände realisierbar wäre. Bis zur Ratssitzung im Mai sollten diese Informationen vorliegen.
Dabei beteuerten sowohl FDP-Fraktionschef Jochem Pitz als auch Hans Theo Klug, Vorsitzender der CDU-Fraktion, und die Grünen-Fraktionschefin Johanna Mäsgen, dass das Projekt „wirklich sehr gut“, „unterstützenswert“ und „durchdacht“, sogar „exzellent“ sei. Der Verein hat das Projekt „Forum Sonderspaß“ kürzlich im Planungsausschuss vorgestellt. Das halb verfallene Max-Ernst-Kabinett soll komplett saniert und mit einem verglasten Anbau versehen werden, wo neben den Räumen des Vereins eine Ehrenamtsbörse, ein Begegnungscafé und eine Kleinkunstbühne eingerichtet werden sollen – für Menschen mit und ohne Behinderung, jeden Alters, und jeder Herkunft. Sowohl die Pläne des Architekten als auch ein Finanzierungsplan mit Fördermitteln liegen bereits vor. Und doch wollte der Stadtrat kein grünes Licht geben.
„Es geht um die Frage: Behalten wir die Immobilie oder geben wir sie ab, was auch die Aufgabe möglicher Planungsoptionen für den Belvedere bedeuten würde“, so Klug. Man solle innehalten bevor das Grundstück für 99 Jahre per Erbpacht weggegeben werde, so Pitz, und zunächst die strategische Bedeutung festlegen. Dr. Matthias Petran bezweifelte, dass die Bezirksregierung bis Mai eine verbindliche Aussage treffen könne. Das Argument der strategischen Bedeutung, das FDP, CDU und Grüne betonten, hielt er für nicht tragfähig. Petran: „Ich will es nicht vorgeschoben nennen.“
Auch Eckhard Riedel, Fraktionsvorsitzender der Linken und Piraten, könne sich „keinen besseren Standort für ein solches Vorzeigeprojekt für Inklusion in unsere Gesellschaft“ vorstellen. Wolfgang Weesbach (SPD) fügte außerdem hinzu, es bedürfe keiner weiteren Prüfungen: „Es ist schon ausreichend geprüft worden.“
Bürgermeister Dieter Freytag brach ebenfalls eine Lanze für das Projekt „Forum Sonderspaß“. Die Planungen für ein Hotel seien damals wegen des Denkmalschutzes abgelehnt worden. „Es geht jetzt darum, wie es weitergeht“, sagte er. Gerade wenn es um eine „Schrottimmobilie geht – und das Max-Ernst-Kabinett entwickelt sich langsam zu einer – muss man zugreifen und die Chance nutzen“, so Freytag energisch.
Mit dem Aufschub der Entscheidung über die Vergabe des Grundstücks und den Auftrag, weitere Informationen von der Bezirksregierung einzuholen, ist nun die Förderung in Gefahr. Seitens des Vereins Sonderspaß wird bereits enttäuscht abgewunken.
Kommentar / Zum Umgang mit dem Forum Sonderspaß
Kein großer Wurf?
Kommentar
Zum Umgang mit dem Forum Sonderspaß
Über so viele Jahre ist in dem hübschen Haus an der Bahnhofstraße nichts passiert. Mit den Efeuwucherungen, den verwitterten Fensterläden und dem bröckelnden Putz entwickelt sich das Max-Ernst-Kabinett zu einem Schandfleck im Herzen der Schlossstadt – und das in direkter Nähe des Unesco-Weltkulturerbes. So wird das nichts mit der guten Nachbarschaft!
Natürlich ist es nachvollziehbar, dass sich Politiker nicht die Möglichkeit auf einen „großen Wurf“ verbauen möchten. Ein solcher wäre für Viele ein Hotel auf dem Belvedere gewesen.
Doch wenn der Denkmalschutz dem einen Strich durch die Rechnung macht, dann sollte weitergedacht werden. Seit Jahrzehnten bewegt sich nichts Wesentliches auf dem Belvedere, und in naher Zukunft scheint auch kein bahnbrechendes Bauprojekt an die Tür des Rathauses zu klopfen. Und wer sagt eigentlich, dass ein Forum Sonderspaß im Max-Ernst-Kabinett nicht das Potenzial hat, ein „großer Wurf“ zu werden?
(Quelle: https://epages.ksta.de/)