Sonderspaß Verein will inklusives Zentrum im Max-Ernst-Kabinett schaffen

Bericht aus dem „Kölner Stadtanzeiger“ (von Britta Havlicek)

Brühl – In zwei Jahren könnte in der Villa an der Bahnhofstraße wieder das Leben pulsieren. Menschen sitzen bei einem Kaffee oder Tee zusammen. Hier gibt es Informationen zu Angeboten des Vereins Sonderspaß, zu Ferienreisen, Kursen und Aktionen. Hier finden sich Menschen, die zusammen ihre Freizeit gestalten möchten oder einfach eine Mitfahrgelegenheit anbieten. Es gibt Kabarett, Comedy, Lesungen.

Auch sportliche Aktivitäten kommen nicht zu kurz: Es gibt Yoga-Kurse, Qi Gong, Tanz und Tanztheater, Psychomotorik und einiges mehr. Das alles organisieren Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam. Und die Angebote richten sich ebenfalls an alle: an Menschen mit und ohne Behinderung, jeden Alters, unabhängig von Herkunft, Religion oder Geschlecht.

Verglaster Anbau

Das sind die Pläne des Brühler Vereins Sonderspaß. Die sollen im ehemaligen Max-Ernst-Kabinett an der Bahnhofsstraße verwirklicht werden. Der Verein möchte dort ein inklusives Begegnungszentrum schaffen, das Forum Sonderspaß. Dirk Siebald, Gesamtleiter des Vereins, und der Brühler Architekt Manfred Menzel, stellten am Dienstagabend im Planungsausschuss das Projekt vor.

Das ehemalige Max-Ernst-Kabinett soll den Plänen nach entkernt werden. In einem verglasten Anbau, der bis zum zweiten Geschoss des Hauses reicht, soll ein rund 90 Quadratmeter großer Mehrzwecksaal entstehen.

Dieser ist mit dem Begegnungscafé verbunden, das im Erdgeschoss des ehemaligen Max-Ernst-Kabinetts eingerichtet wird. Dort sollen sämtliche Aktivitäten stattfinden, die sich mit Inklusion beschäftigen. Es soll als Bühne für Kleinkunst wie Kabarett, Comedy und Theater genutzt werden. Es kann Tagungszentrum werden, in dem Schulungen und Arbeitskreise, Seminare, Workshops und Lernwerkstätten stattfinden. Und auch Sportangebote soll es dort geben.

„Das Begegnungscafé bietet sowohl Beschäftigungsmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Behinderung als auch Raum für unkonventionelle Begegnungen von Menschen mit und ohne Behinderung mit entsprechendem gastronomischen Angebot“, erläuterte Siebald. In den Räumen erwartet die Besucher auch eine EDV-gestützte Freizeit- und Ehrenamtsbörse, über die Menschen ihre Freizeit gemeinsam gestalten können. Hier soll auch über spezielle inklusive Angebote von Sonderspaß informiert werden.

Inklusive Angebote

Das Forum Sonderspaß soll zudem Koordinierungsstelle des Vereins werden, wo weitere inklusive Angebote ausgearbeitet werden, wo es Ansprechpartner rund um das Thema Inklusion gibt, wo Inklusion gelebt wird. Büroräume der Mitarbeiter sind im Obergeschoss geplant. Neben dem Mehrzwecksaal sollen ein Lagerraum, ein Aufzug und ein Treppenhaus und barrierefreie Toiletten angebaut werden.

Bei der Gestaltung fällt die moderne, luftige Optik auf. Bedenken einiger Politiker, der Denkmalschutz könnte diese Pläne durchkreuzen, stellten Siebald und Menzel entgegen, dass das Rheinische Amt für Denkmalpflege und die Bezirksregierung bereits positive Rückmeldungen gegeben haben.

Der Stadtrat berät am 20. Februar. Würde schnell entschieden, dann könnten in diesem Jahr die Förderanträge gestellt werden und 2018 die Bauarbeiten starten.

„Das wäre ein echter Zugewinn“

Foto: Dirk Siebald (von Britta Havlicek)

Dirk Siebald (52) ist Diplomökonom und Gesamtleiter des Vereins
(Foto: Britta Havlicek)

Herr Siebald, Sie planen das Projekt Forum Sonderspaß im ehemaligen Max-Ernst-Kabinett. Wer profitiert davon?

Von dem innovativen, inklusiven Projektvorhaben profitiert jeder, und das in jeder Hinsicht. Einen erheblichen Mehrwert des Projektvorhabens wird es für Brühl sowohl in sozial- und wirtschaftspolitischer als auch in kultureller und städteplanerischer Hinsicht geben.

Das Projekt schafft Arbeitsplätze für Menschen mit und ohne Behinderung, vernetzt regionale und überregionale Wirtschaftsunternehmen und soziale Organisationen und ihre Dienstleistungen, bietet einen unkonventionellen, inklusiven Marktplatz für angstfreie Begegnungen in einem einladenden Ambiente und schafft in Brühl ein zusätzliches kulturelles, vielfältiges, inklusives Angebot.

Gibt es bereits ein solches Projekt?

Für und in Brühl wäre dieses Projekt einzigartig und neu. Inklusion zu gestalten und auf diese Art und Weise ein Miteinander der Menschen und Kulturen zu fördern – das wäre für die Darstellung und Bedeutung der Stadt Brühl in der Region und sicher auch darüber hinaus ein echter Zugewinn. Eben ein echtes Pilotprojekt für Brühl und die Region mit Zukunft, einer Zukunft für das selbstverständliche Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung in der Gesellschaft.

Neben der gelebten Inklusion versprechen Sie auch einen städtebaulichen Gewinn…

Das Bauvorhaben besticht durch eine Architektur, die gerade zwischen Schloss und Belvedere der Stadt Brühl ein weiteres Highlight hinzufügt. Das Gesamtbild, Bahnhofstrasse und Belvedere Platz erfährt an dieser Stelle eine absolute Aufwertung, ohne das Schloss und seine alles überragende Wirkung zu beeinträchtigen.

Die Gesamtkosten des Projekts werden auf 1,5 Millionen Euro geschätzt. Wie kann Sonderspaß eine solche Summe stemmen?

Wir stehen im Hinblick in engen Kontakt mit unserem Spitzenverband, dem Paritätischen. Projekte dieser Art, insbesondere mit Modellcharakter, können zweckgebunden von Stiftungen gefördert werden. Der Finanzierungsplan des Projektvorhabens sieht demnach zwei Drittel Fördermittel sowie ein dritte Eigen- und Fremdkapital vor. Ein Finanzierungsplan sowie eine Kostenschätzung nach DIN liegen den Verantwortlichen der Stadt Brühl bereits vor.

Quelle: Kölner Stadtanzeiger, Ausgabe Rhein-Erft  vom 02.02.2017 (Seite 28/Stadt Brühl) (http://www.ksta.de/25663896 ©2017)